Im Jahr 2019 freut sich Eat Small, seiner Community erstaunliche Menschen vorzustellen, die ganz besondere Denk- und Lebensweisen haben, wenn es um die Ernährung von Haustieren und die Beziehung zu Haustieren und Tieren im Allgemeinen geht.
Kinga, du bist eine multidisziplinäre Person. Du hast einen Hintergrund als Journalistin und professionelle Übersetzerin, aber auch als SEO (Suchmaschinenoptimierung) Expertin und Online-Erstellerin. Außerdem hast du eine echte Leidenschaft für Hunde und widmest einen großen Teil deines Lebens nicht nur deinen drei Hundefreunden zu Hause, sondern auch deinem Onlineshop UNIQUE.DOG, grünes Design aus Berlin.
Eat Small: Du verwendest das Adjektiv GREEN im Namen deines Shops. Was ist die Philosophie deines Ladens und welche Werte stehen dahinter?
KR: Als mein E-Shop entstanden ist, hieß es noch SECOND HOUND und bot von mir selbst genähte Hundesachen – allesamt aus Rest- und Recycling-Stoffen. Der Name Second Hound sollte an Second Hand erinnern, weil ich viele Hundedecken, Futterbeutel und anderes Zubehör aus gebrauchter Kleidung nähte. Mein Motto war schon immer «Verwertung statt Verschwendung». Mit der Zeit beschloss ich das Sortiment zu erweitern, benannte den E-Shop in UNIQUE.DOG, green design from Berlin und verkaufe jetzt auch eigene Hundeaccessoires aus zertifizierten Bio-Stoffen sowie viele nachhaltige Fremdmarken, die in mein grünes Konzept passen. 5% vom Umsatz gehen an verschiedene Tierschutzprojekte und der Versand erfolgt ausschließlich in gebrauchten Kartons, plastikfrei. Mit UNIQUE.DOG versuche ich einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.
Eat Small: Du hast auch ein Buch für Hundebesitzer / Hundeliebhaber geschrieben: Grüner Hund, Handbuch für nachhaltiges Hundeleben. Kannst du uns erklären, was ein grüner Hund ist und wie das nachhaltige Leben eines solchen Hundes aussieht?
KR: Der E-Shop ist leider nicht genug, um wirklich viele Hundehalter zu erreichen und sie mit meinen grünen Ideen «anzustecken». Denn wer ökologisches Hundezubehör oder gesundes Futter sucht, ist davon bereits überzeugt. Als Journalistin kann ich auch Menschen erreichen, die sich mit der Nachhaltigkeit in Bezug auf Hunde noch nicht so intensiv oder gar nicht auseinandergesetzt haben. So entstand die Idee für den Ratgeber. Grüner Hund steht für ein Tier, das gesund und natürlich ernährt wird und mit so wenig Chemie in Berührung kommt, wie nur möglich. Ich zeige Wege, um den Fleischkonsum zu reduzieren, regelmäßige (und völlig unnötige) Entwurmung oder Medikamente zu vermeiden, Abfall zu reduzieren. Die Klammer, die jedes Kapitel zusammenhält, heißt «Tierschutz», dabei geht es nicht nur um den Hund selbst, sondern auch um die Kuh, die im Napf landet.
Eat Small: Sind deine Hunde grüne Hunde? Was hast du gemacht, damit du m
it deinen Hunden ein nachhaltiges Leben erreichtest?
KR: Jawohl, meine zwei Hunde – von meiner dritten Hündin musste ich kurz vor Weihnachten leider Abschied nehmen – sind grün. Beide, Shila und Fasa, kommen aus dem Tierschutz. Ich würde nie einen Zuchthund kaufen, solange es noch gebrochene Seelen hinter Gittern gibt. Ich ernähre sie rein natürlich: Sie bekommen Wildfleisch aus den Brandenburger Wäldern, viel Bio-Obst und -Gemüse, sowie hochwertige Bio-Öle und getrocknete Kräuter. Zwei Tage die Woche sind rein vegetarisch oder vegan. Bei Leckerli verzichte ich bewusst auf Fleisch – die Hunde bekommen vegane Kekse oder Häppchen auf Insektenbasis. Das wenige Spielzeug, das sie haben, besteht aus den Wurzeln der Baumheide oder aus Naturkautschuk, ohne Weichmacher und sonstige Chemie. Ihre Decken, Halsbänder und Leinen nähe ich selbst aus gebrauchter Kleidung. Bei Kottüten greife ich auf Beutel aus recycelten PET-Flaschen oder Altpapier-Tüten zu. Auf Impfen verzichte ich schon seit Jahren und statt der Wurmtablette gibt es regelmäßig parasitenfeindliche Lebensmittel sowie Wurmtests. Je gesünder die Darmflora, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund von alleine alle potenziellen Feinde bekämpft.
Eat Small: Was ist deine Meinung zum Hauptthema: Hundeernährung und Hundefutter im Jahr 2018? Gibt es da Raum für Verbesserungen?
KR: In den letzten Jahren sind viele gute Hundefutter-Marken entstanden, die sich sowohl mit der Hundegesundheit als auch mit dem Wohl der sog. Nutztiere befassen. Immer stärker kommt das Thema «veganes Hundefutter» an die Oberfläche, allerdings halte ich das persönlich für kritisch. Bio-Fleisch – um den zweiten großen Trend anzusprechen - reicht in meinen Augen nicht aus. 2018 kamen ein paar Firmen auf den Markt, die auf Insekten als Proteinquelle setzen. Das Jahr 2019 steht für mich ganz klar unter dem Zeichen der innovativen und umweltfreundlichen Fütterungsmethoden – Insektenprotein sehe ich dabei als DIE Lösung für die zunehmende Umweltbelastung aufgrund von Massentierhaltung – und das nicht nur für Haustiere, sondern auch für Menschen.
Eat Small: Daher du glaubst, dass Insektenprotein im Tierfutter eine gleichwertige Alternative zu Fleischprotein für ein nachhaltigeres Hundeleben sein kann?
KR: Ein eindeutiges Ja! Und das aus zwei Gründen.
Ernährungstechnisch: Insekten liefern ein hochwertiges Protein, sind fast frei von Kohlenhydraten, sehr fettarm- und reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
Umwelttechnisch: Insekten lieben die Enge, brauchen nur ganz wenig Platz, wachsen schnell und produzieren kaum Treibhausgase.
Da Hunde und Katzen kein Ekelgefühl vor Krabbeltieren empfinden, entfällt hier der ästhetische Aspekt, der bei Menschen noch eine Rolle spielt.
Grenzen oder Risiken sehe ich nur dann, wenn man Insekten im richtig industriellen Maßstab züchtet. Bei Abermillionen Krabbeltiere auf engsten Raum könnte es potenziell zu Hygiene- oder Krankheitsproblemen kommen, wenn der Mensch wieder übertreibt und zu gierig wird, indem er die Zuchttiere beispielsweise miserabel und billlig ernährt. Heute weiß man noch nicht, an welchen Krankenheiten gestresste oder schlecht ernährte Insekten leiden könnten.
Eat Small: Glaubst du, dass Hunde vollständig vegan leben können?
KR: Vegane Hundeernährung ist zwar möglich und laut wissenschaftlicher Studien wohl auch ausreichend, das Problem der hitzeunbeständiger B-Vitamine bleibt aber nicht gelöst. Pflanzen enthalten kein B12 Vitamin, das essentiell für das Nervensystem, das Gehirn und für die Zellerneuerung ist. Es kann nur in Fleisch, Milch, Fisch, Eier... und in einigen Insekten gefunden werden. Dieses – und auch andere Zusätze - werden meist künstlich hinzugefügt und das ist in meinen Augen nicht natürlich. Und rein subjektiv gesehen: Ich finde es nicht richtig, den Hund für die menschlichen Fehler der Massentierhaltung zu bestrafen und ihn zu rein pflanzlicher Diät zu verdonnern.
Obwohl Insekten einen gleichwertigen oder gar höheren Nährwert als Fleisch besitzt, kann Insektenprotein nicht als veganes Protein genannt werden, weil es von einem tierischen Lebewesen stammt. Viele Menschen benutzen aber den Begriff „entomo-vegan“, um damit zu verdeutlichen, dass ihre Ernährung kein Fleisch höherer tierischer Lebewesen (Rind, Geflügel, Fische) enthält, sondern nur Insektenprotein. entomo: aus dem Altgriechischen ἔντομα (entoma = Insekt)
Eat Small: Kinga, vielen Dank für deine Professionalität, Erfahrung und Zeit und dass du gerne an diesem Interview mit Eat Small, Insect Power for pets and nature teilgenommen hast.